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Alkoholismus: Russland trocken legen



Moskau sagt Trunksucht erneut Krieg an

20/01/2010

MOSKAU, 20. Januar (Wlad Grinkewitsch, RIA Novosti). Das von der russischen Regierung im Kampf gegen die Trunksucht entworfene Konzept lässt Zweifel an dessen Erfolg aufkommen.

Am vergangenen Wochenende war der 90. Jahrestag des Inkrafttretens der berühmten 18. US-Verfassungsänderung, die die Herstellung, den Verkauf und den Transport von Alkohol verbot. Die Prohibition wurde später zum Thema von unzähligen Gangsterfilmen und zum Symbol von sinnlosen Bemühungen.

Und das nicht nur in Amerika. Trunksucht und deren Bekämpfung ist in Russland wieder ein Thema. Die russischen Behörden haben Alkoholismus zur nationalen Katastrophe erklärt und sind bereit, kompromisslos dagegen anzukämpfen. Doch das vor einigen Tagen veröffentlichte „Konzept der staatlichen Politik zur Minderung der Ausmaße der Alkoholsucht und zu deren Vorbeugung bis 2020" lässt an einem baldigen Triumph des Staates über den Bacchus aufkommen.

Prohibitionsgesetze sind heute größtenteils verpönt. Es heißt, sie haben für viel Aufruhr gesorgt, doch keine Wirkung gebracht: Die Menschen tranken weiterhin, und das Alkoholverbot musste aufgehoben werden. Doch nur die 18. Verfassungsänderung der USA ist tatsächlich zum Flop geworden. Damals verlor der amerikanische Staat den Kampf gegen internationale Mafia-Banden, die aus Europa und Kanada massenhaft illegal Alkohol einschmuggelten.

Doch in Russland konnte das Alkohol-Verbot einige Erfolge feiern. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg verfügte der Zar nach hitzigen Debatten ein Verbot für die Herstellung und den Verkauf von Alkohol aller Art im ganzen Land. Die Verordnung trat am 18. Juli 1914 in Kraft.

„Alkoholrebellionen", mit denen die Alkohol-Lobby drohte, blieben aus. Im Gegenteil, die erhalten gebliebenen Studien zeugen davon, dass der Pro-Kopf-Verbrauch von Alkohol bereits 1915 auf 0,2 Liter pro Kopf im Jahr sank. Es mag Zufall sein, doch die Arbeitsproduktivität stieg im gleichen Zeitraum um 9 bis 13 Prozent an und die Zahl der Arbeitsunfälle, Geisteskrankheiten und Selbstmorde sank. Die Kriminalität ging ebenfalls zurück.

Der Sowjetstaat griff zunächst die Initiative des Zaren auf. Doch bald gewannen wirtschaftliche Interessen die Oberhand. Die Prohibition wurde vom staatlichen Monopol für die Erzeugung und den Verkauf von Alkohol abgelöst.

Mitte der 1980er Jahre machten sich die Behörden wieder an den Kampf gegen die Trunksucht, was in der Verordnung des Zentralkomitees der KPdSU „Über die Maßnahmen zur Überwindung der Trunksucht und des Alkoholismus" endete. Der Verkauf von legalem Alkohol (illegaler wurde in keinen bemerkenswerten Mengen produziert) ging im Laufe von zwei Jahren um 60 Prozent zurück.

Die Sterblichkeitsrate sank, und das Land konnte auf seinen letzten Baby-Boom stolz sein: Während der Prohibition stieg die Geburtenrate um fast 9,2 Prozent. Der jetzige Aufstieg der Geburtenrate in Russland ist übrigens auch eine Folge des letzten sowjetischen Baby-Booms: Die damaligen Kinder werden jetzt selbst Eltern.

Die Behörden des heutigen Russlands reden viel über den Schaden, den Trunksucht und Alkoholismus der Gesellschaft zufügen. Das von der Regierung gebilligte Konzept enthält eine traurige Statistik: Der Alkoholverbrauch hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten nahezu verdoppelt, 2008 entfielen auf einen Menschen 10 Liter reinen Spiritus im Jahr, samt trinkungeeigneten Spirituosen und selbstgebranntem Alkohol sogar 18 Liter.

Gegenwärtig sterben mehr als 23 000 Menschen pro Jahr an Alkoholvergiftungen und 75 000 an Krankheiten, die mit Alkoholkonsum verbunden sind. Trunksucht und Alkoholismus werden als der wichtigste Grund für die Entvölkerung des Landes genannt.

Die Reaktion des Staates entspricht bislang nicht der Größenordnung des Problems. Die Anti-Alkohol-Kampagne wurde bereits im letzten Jahr angekündigt. Doch das jetzige Konzept ist nichts Weiteres als eine Absichtserklärung. Es enthält Berichte über die Ausmaße des Problems, steckt allgemeine Ziele ab, die der Staat erreichen will und die entsprechenden Wege. Erfreulich ist nur, dass die Konzeptverfasser nicht den bereits überdrüssigen Mythos von der „russischen nationalen Tradition" wiederkäuen, sondern direkt zugeben: Der wachsende Konsum von starkem Alkohol in Russland ist ein Ergebnis der staatlichen Politik.

Nach so einem Geständnis ist es höchste Zeit, einen Wechsel dieser Politik anzukündigen, beispielsweise die Preise für starken Alkohol auf europäisches Niveau anzuheben. Doch für die russischen Beamten scheint das zu banal zu sein, deswegen wollen sie in der ersten Phase (2010 bis 2012) „eine rechtliche, organisatorische und finanzielle Grundlage für weitere Bemühungen zur Stärkung und Festigung von positiven Tendenzen schaffen".

Was soll darauf folgen? Weiter geht es im Dokument um Werbung für eine gesunde Lebensweise, Werbung für eine Anti-Alkohol-Kampagne, Unterstützung für religiöse und öffentliche Organisationen, die gegen Alkohol ankämpfen, und anderes mehr.

Natürlich steht auch die Preispolitik ebenso wie die Einschränkung des Verkaufs von Alkohol im Einzelhandel auf dem Programm. Doch bei der Erhöhung der Preise hat es der Staat nicht eilig. Genauer gesagt, er hebt sie nicht so stark an, dass es den Trinkfreudigen ernsthaft an die Geldbörse gehen würde. Seit Anfang des Jahres sind die Alkoholpreise im Durchschnitt um 10 bis 13 Prozent gestiegen. Die Tarife für die Kommunaldienstleistungen stiegen hingegen in Moskau um 26 Prozent und die Preise für den öffentlichen Verkehr um 18 bis 20 Prozent an.

Wenn die Preiserhöhung als Maßnahme zur Bekämpfung einer Erscheinung angesehen werden kann, sieht es so aus, als seien die russischen Behörden eher mit dem Kampf gegen die Wärme in den Häusern und gegen den öffentlichen Verkehr als gegen den Alkohol beschäftigt.

Quelle:RIANOVOSTI

 

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